
Nathan der Weise
Freitag, 30.11.2018
19:30 bis
21:30 Uhr
Großes Haus
Einführung 19:00 Uhr
Aktuell keine Termine geplant.
Gotthold Ephraim Lessing
Jerusalem im 12. Jahrhundert: Die gelobte Stadt ist gezeichnet von unablässigen Glaubenskriegen, der Hof des arabischen Landesfürsten Saladin zu einem Sammelbecken für Bettler und Flüchtlinge geworden. Als der jüdische Kaufmann Nathan von einer Handelsreise zurückkehrt, erfährt er, dass sein Haus angezündet wurde und seine Pflegetochter Recha fast verbrannt wäre. Eben jene Tochter, die er adoptiert hat, nachdem Christen seine ganze Familie ausgelöscht haben. Mit seinem Drama setzt Lessing der Endlosschleife der Gewalt und dem Fundamentalismus der monotheistischen Wirklichkeitsentwürfe ein utopisches Gedankenspiel entgegen – im vollen Bewusstsein der begrenzten Möglichkeiten aufklärerischer Vernunft.
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden, keine Pause
Begleitmaterial für PädagogInnen sowie Workshopangebote erhalten Sie auf Anfrage beim Jungen Staatstheater unter theaterfieber@staatstheater-braunschweig.de
Regisseur Martin Nimz verzichtet zur Spielzeiteröffnung im Großen Haus des Staatstheaters Braunschweig [...] weitgehend auf Bezüge zur Gegenwart. Er hebt das Geschehen in klassische Zeitlosigkeit in einem streng geometrischen Bühnenbild mit drei Betontreppen, die parallel, aber getrennt voneinander über einer schmucklosen Betonmauer aufsteigen. Die Schauspieler tragen einheitlich weiße Kleidung. Sie hebt sich lediglich durch die Farbe von Bändern ab, die sie zu Beginn um ihre Arme winden: Blau für die Juden, Rot für die Christen, Grün für die Muslime.« [...]
»Die tödlichen Konsequenzen eifernden Fanatismus’ deutet Nimz in Filmeinspielern von Kriegsszenen im Nahen Osten an, die auf die Betonmauer projiziert werden. Da unterstreicht der Regisseur die Relevanz von Lessings raffiniert konstruiertem Gedankendrama, das er andernorts ein wenig hochnimmt.
Selten war eine mehr als 200 Jahre alte Literaturvorlage so aktuell wie diese. Die Inszenierung von Martin Nimz ist optisch ausgesprochen schlicht. Und das ist auch gut so, weil einzig und allein die inhaltliche Aussage Lessings im Vordergrund steht: Letztlich sind wir doch alle in erster Linie Menschen – egal, welche symbolische Armbinde die Religion kennzeichnet. Denn die, so beginnt das Stück sehr schön, bekommen wir bekanntlich unfreiwillig und zufällig aus einer großen Kiste mit Armbändern zugeteilt. [...]
Die Hauptfigur verkörpert Tobias Beyer mit genau der sprichwörtlichen Weisheit, die ihr Lessing 1779 zuschrieb. Starke Bühnenleistungen zeigen auch Georg Mitterstieler als latent genervter Sultan Saladin und Luca Füchtenkordt als fast verzweifelter junger Tempelherr, der sich in Nathans Tochter verliebt hat.
Bei aller Ernsthaftigkeit gibt es – und das tut dem Stück gut – auch immer wieder komische Momente. Für die steht beispielsweise Cino Djavid, der einerseits den dackeläugigen Derwisch und in einer zweiten Rolle fast als Wiedergänger von Klaus Kinski den ebenso mystischen wie kaltherzigen Klosterbruder gibt.

- Regie: Martin Nimz
- Bühne: Sabrina Rox
- Kostüme: Jutta Kreischer
- Video: Thorsten Hallscheidt
- Dramaturgie: Franziska Betz
- Vermittlung: Theresa Meidinger
- Sultan Saladin: Georg Mitterstieler
- Sittah, dessen Schwester: Isabell Giebeler
- Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem: Tobias Beyer
- Recha, dessen angenommene Tochter: Vanessa Czapla
- Daja, eine Christin, aber in dem Hause Nathans: Saskia Taeger
- Ein junger Tempelherr: Luca Füchtenkordt
- Der Patriarch von Jerusalem: Götz van Ooyen
- Ein Klosterbruder / Ein Derwisch: Cino Djavid