Tag 12: Dienstag, 23.03.2021
Jetzt ist Theater endgültig Teil dieser Kunstinstallation geworden. Und das »Ausspielen«, wie Christoph Diem die allabendlichen Bilderfindungen und –präsentationen immer nennt, ganz klar eine öffentliche Probe. Mit ausführlicher »Kritik«, nicht nur – aber auch – technischer Korrektur an Tönen, Haltungen, Positionen. Die locker 15 bis 20-minütige Szene aus »Paris/Texas« lässt sich ganz wunderbar und sehr eigenwillig/eigenständig auf unsere Fenster übersetzen, sprengt dabei auch erstmals den Rahmen. Um ihren »Mann« direkt anzusehen, was ihr die Technik der Videoübertragung vom unteren ins obere Fenster eigentlich nicht ermöglicht, muss Ana Yoffes Figur aus dem Haus heraustreten. Sekundenlange open-Air-Vorstellung und ein ganz entschiedenes live-Gefühl stellen sich ein.
KG
Dieses ist entschieden vielfach paradox. Theater verhält sich zu Film, Reenactment zu Interpretation, die originale Tonspur zur belebten Verschriftlichung der Synchronisation. Soweit so formal. Maximale Nähe und Vertrautheit werden zerlegt in 2 verschiedene Stockwerke. Ich kann Dich nicht sehen. Ich habe Deine Stimme gehört. Ich habe Stundenlange Gespräche mit Dir geführt – und jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll. Kannst Du mich sehen? Erkennst Du mich. Den Gipfel der Verdrehung ist der Moment, als sie sich wirklich – und in echt sehen können. Da ist keine Kommunikation möglich. Aber auch diese ans Herz gehende Geschichte geht gut aus. Oder zumindest hoffnungsvoll. Dieses vierte Stück Helle Zukunft ist zwar eher ein Nachtstück, weist aber aus der Dunkelheit ins Licht.
Auf dem Bild oben memorieren Anna Yoffe und Tobias Beyer ihre Dialoge. Vor und hinter der Balkontür. Am Telefon. Kein Witz.
ChD