Tag 3: Freitag, 12.03.2021
Mehr ist nicht immer mehr. Und ein Bild, eine Installation, eine Performance – was immer es ist, was wir hier zu tun versuchen – ist nicht »Theater«. Erkenntnis des Vormittags und zumindest für die nahe Zukunft…
Seit gestern gibt es diesen durchgehenden Cello-Continuo-Ton, der auch nach draußen übertragen wird. Basis für ein nach und nach im Rahmen unseres Projekts entstehendes Musikstück, verbindet er sich wunderbar mit den Bildern im oberen Fenster, während unten viel (lustvolle) Arbeit nötig ist, um dies leuchtende Schwingen entstehen zu lassen. Auch das, was wir drinnen sprechen, dringt mit nach außen, führt zu interessanten Irritationen bei geschäftig Vorbeigehenden. Manch eine*r bleibt minutenlang lauschend und staunend stehen. Wie schön. Auch die Eilenden spitzen merklich die Ohren. Das hat auch eine Wirkung auf unsere bislang kontinuierlich gewachsenen Bilder: sie scheinen plötzlich nach mehr »Sound«, womöglich gar nach mehr Erzählung zu verlangen. Also – neben großartigen interaktiven Spielereien mit ins Wasser geworfenen Steinchen, deren Platschen unendlich vergrößert in der oberen Etage ein Echo findet – Experimente mit Text. Tschechow. Irina sucht Lebenssinn im unermüdlichen Arbeiten, Straßen bauen, sich vor Pflüge spannen, nicht weiter nur im Zimmer sitzen und in den Tag hineinleben. Klingt unter Coronabedingungen nicht unbedingt, wie eine schlechte Zukunftsvision, funktioniert aber überhaupt nicht. Auf einmal rennen die Bilder dem Text hinterher, wird eine Spielsequenz zum Herumwurschteln mit Bedeutung und Gerätschaften im Wasserbecken – nur noch »verabredet«. Das muss anders gehen.
Also: Weniger ist mehr und Zeit ein bedeutender Faktor für utopisch Poetisches. Warten wir, was der Abend bringt.
KG