Komödie von Oscar Wilde in der deutschen Fassung von Elfriede Jelinek
nach einer Übersetzung von Karin Rausch
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten, inklusive Pause
Zur Audioeinführung von Katharina Gerschler | 5 Minuten
Bei einem Treffen der höheren Gesellschaft im Hause des populären Politikers Robert Chiltern taucht die charmante Mrs. Cheveley auf. Unter deren polierter Oberfläche steckt allerdings ein stahlharter Kern: Sie weiß, wie der vermeintlich Untadelige seinen kometenhaften Aufstieg in Gang gesetzt hat und auch, wie man dieses Wissen nutzt. Die Cocktails sind kaum halb geleert, da erpresst sie den Polit-Lebemann schon, im Kongress ein dubioses Projekt zu unterstützen. »Jeder hat heutzutage seinen Preis. Der Haken ist leider, dass die meisten Leute so schrecklich teuer geworden sind…« Um einem Korruptionsskandal zu entgehen, Mandat wie Ruf zu retten, kontert Chiltern mit turbulenten Vertuschungsversuchen.
Elfriede Jelinek spitzt Oscar Wildes Polit-Komödie um Insidergeschäfte und Doppelmoral sprachlich wie inhaltlich so zu, dass hinter der gehobenen viktorianischen Gesellschaft unsere unmittelbare Gegenwart sichtbar wird, die nicht weniger korrumpiert ist. Denn, mit Robert Chiltern gesprochen: »Die Wahrheit ist eine so komplexe Angelegenheit wie die Politik ein komplexes Geschäft ist.«
»Die Spielfreude der Darstellerinnen und Darsteller (…) setzen dem Abend schauspielerische Glanzlichter auf. Cino Djavid weiß als vom Sturz bedrohter Robert Chiltern die Gefühlsextreme gekonnt auszukosten. Lea Sophie Salfeld gibt seine Frau dagegen als kraftvolle Matrone, die ihn längst dirigiert und sonst in Charity schwelgt. Roman Konieczny erfasst gut den auch aus Leiderfahrung zum Dandy mutierten Lord Goring, ein versöhnlicher Spötter, der sich den Aufdringlichkeiten der Gesellschaft hier auch körperlich zu entziehen sucht. (…) Am Ende langer Applaus.«
»Aus dem kauzig-fröhlichen Chargieren des Ensembles ragt Cino Djavids spielverrückter Umgang mit der Hauptrolle heraus. So übermütig wie präzise wechselt er sekundenschnell den Gestus, vom selbstverliebten Angeber zum kleinlaut schuldigen Kind, vom intellektuellen Galan zum feigen Trinker bis hin zu stillen Momenten echter Not. Ein herrliches Wechselspiel von Maskierung und Demaskierung.«
Letzte Aufführung:
Sa
04.03.2023