Schauspiel
William Shakespeare
Verraten von seinem Bruder, rettet sich Prospero, Herzog von Mailand, gemeinsam mit seiner Tochter auf eine entlegene Insel und widmet sich dort seinen Büchern. Jahre später stranden die politischen Köpfe, die ihn einst stürzten, nach einem verheerenden Sturm auf Prosperos Insel. Können jetzt die alten Machtverhältnisse wiederhergestellt werden und kann Prospero als rechtmäßiger, guter Herrscher zurückkehren?
Oder: Verraten von seinem Bruder, rettet sich Prospero, Herzog von Mailand, auf eine entlegene Insel. Als Kolonialist beutet er die Ressourcen der Insel aus und versklavt deren Bewohner. Mithilfe gewaltsam angeeigneten, magischen Wissens gelingt ihm die Rache an seinen Feinden und er kehrt nach seinem verheerenden Wirken auf der Insel, Versöhnung versprechend, nach Mailand zurück.
Prosperos Insel ist kein utopischer Zauberort, wie sie oft gedeutet wurde, und er selbst kein intellektueller Wohltäter. Die Magie und Zauberkraft Prosperos, so betörend sie sein können, haben bittere Farben. In Shakespeares letztem Stück von 1611 wird die ganze Ambivalenz europäischen Machtverständnisses offenbar. Prospero beruft sich auf die Vernunft, auf das Wissen, und handelt doch aus einem ungebrochenen Überlegenheitsgefühl heraus. Das Stück ist voller Widersprüche und verstörender Elemente, die uns zur Auseinandersetzung herausfordern.
Dagmar Schlingmann inszeniert »Der Sturm« zum Abschluss ihrer Intendanz in Braunschweig. Ihre Inszenierung geht offen mit den Widerständen des Stücks um und will unterschiedlichen Perspektiven und Stimmen Gehör verschaffen.