Ein Projekt von Daniele Szeredy nach dem Film »La classe operaia va in Paradiso« von Elio Petri und Ugo Pirro
Uraufführung
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
Zur Audioeinführung von Katharina Gerschler | 5 Minuten
1971. Lulù, Prototyp des männlichen Beschäftigten in der Schwerindustrie, folgt Aufstiegs- und Konsumversprechen des Wirtschaftsbooms und nimmt ungeheure Arbeitszeiten und körperliche Anstrengung in Kauf. Nach einem Arbeitsunfall erkennt er seine entfremdete Lage, politisiert sich und verliert den Arbeitsplatz. Durch gewerkschaftlichen Druck wird er zu leicht verbesserten Bedingungen wiedereingestellt. Zurück am Fließband, umgeben vom Lärm der Maschinen, erscheint ihm im Traum die Wand, die die Arbeitende Klasse durchbrechen muss, um ins Paradies zu gelangen.
Fünfzig Jahre später schleppen prekär Beschäftigte Pakete die Treppe hinauf oder Schmutzwäsche hinunter, befüllen Supermarktregale, antworten am Ende von Hotlines, steuern Lkw, Busse oder die Räder von Bringdiensten. Vereinzelt und unorganisiert scheinen zersplitterte Gruppierungen nur für ihr individuelles Wohl zu kämpfen. Gleichzeitig lässt der Wirtschaftswandel, geprägt von Outsourcing, Flexibilisierung und Digitalisierung, alte Emanzipationslosungen überholt und utopisch klingen. Aber die Arbeitende Klasse besteht weiter, sichtbar als Körper im öffentlichen Raum und zugleich unsichtbar als politische Stimme. Und sie sucht weiter nach ihrem Weg ins Paradies.
Letzte Aufführung:
So
18.06.2023