Laios

Laios

Roland Schimmelpfennig

Eine Nebenfigur steht im Zentrum dieses Stücks. Wir kennen ihn, wenn überhaupt, nur als Mordopfer. Als den Mann, den sein eigener Sohn, Ödipus, erschlägt. Dessen Witwe, Iokaste, mit jenem Sohn unwissentlich inzestuös weitere Kinder zeugt. Darunter Antigone. Als Urenkel des Mannes, der Theben gründete – nicht ohne zuvor aus Drachenzähnen ein Heer zu säen – tut Laios alles, um seiner Funktion (in der Familie, der Stadt, dem Mythos) zu entgehen. Als Kind zum Thronfolger ernannt und daher lange als Herrscher vertreten, führt der junge Mann in Olympia ein queeres Leben, ohne Interesse an Macht. Aber die Stadt, entstanden aus blutigem Kampf, holt ihn ein: Als letzter Überlebender des Herrscherclans könne nur er im bürgerkriegsgeschüttelten Land für Ruhe sorgen. So nimmt Laios schließlich seine Führungsrolle an – und das Schicksal seinen Lauf.


Viel ist in diesem Stück von Zukunft die Rede. Ein Zeitalter der Vernunft wird propagiert, von den Bürgern Thebens eine Gewaltenteilung gefordert. Aber das rücksichtslose Bekenntnis zur Gewalt, wenn die eigene Position bedroht wird, durchzieht als roter Faden die Dramenfolge »Anthropolis«, deren zweiter Teil »Laios« ist.


In luftiger, hochpoetischer Sprache erzählt Roland Schimmelpfennig darin eine Geschichte zwischen den Zeiten. Verschiedene Mythenvarianten als Steinbruch nutzend, verbindet er »das Morgen mit dem Heute und dem Gestern«, fragt nach der Schuld, von Generation zu Generation weitervererbt, aber ebenso nach der Freiheit, die dem einzelnen darin dennoch bleibt – als Verantwortung.

Besetzung

Regie & Musik: Alexandra Holtsch
Kostüme: Sabine Mader
Rauminstallation: Wolf Gutjahr
Dramaturgie: Katharina Gerschler


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Termine

So 19.01.2025
Aquarium
20:00
Laios
Premiere