Schauspiel
nach dem Roman von Klaus Mann
in einer Bühnenfassung von Matthias Rippert
Während rechtspopulistische Parteien und Persönlichkeiten weltweit Regierungsverantwortung übernehmen, wird Klaus Manns Roman von 1936 wieder erschreckend aktuell. Im Großen Haus spielt Götz van Ooyen die Titelrolle in einer Neuinszenierung von Matthias Rippert.
Als der Schauspieler Hendrik Höfgen in Hamburg erste Erfolge feiert, ist ihm die »Provinz« längst zu eng. Er will gesehen werden um jeden Preis. Tatsächlich gelingt ihm der Sprung: In Berlin, wo man in den letzten Tagen der Weimarer Republik ekstatisch feiert und tanzt, glänzt bald auch er. Auf der Bühne wie in den Salons. Er zeigt sich politisch links, plant ein »Revolutionäres Theater«. 1933 scheint dann alles aus. Doch er arrangiert sich, steigt als gefeierter Star des neuen Regimes bald bis zum Staatstheaterintendanten auf. Dass er dafür nicht nur alte Freunde verrät, sondern auch seine politischen Überzeugungen, nimmt er in Kauf. Er verlangt, unpolitisch sein zu dürfen, in einer Zeit, die das unmöglich macht: »Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Schauspieler«.
Der 1936 im niederländischen Exil verfasste Roman erzählt von Kunst und Widerstand, fragt nach individueller Verantwortung und zeichnet das Porträt eines Karrieristen. Auch wenn Klaus Mann immer betonte, er zeige einen »Typus«, ist in der Figur des Höfgen Gustaf Gründgens, einst sein Schwager und Weggefährte früher Theater-Experimente, erkennbar. So gut, dass »Mephisto« in der Bundesrepublik lange nicht verlegt werden konnte. Während Gründgens seine berufliche Laufbahn nach dem Krieg fast bruchlos weiterführte, setzte Mann, der in Deutschland nie wieder Fuß fasste, seinem Leben 1949 ein Ende. Seine Studie der »soziologischen und geistigen Voraussetzungen, die einen solchen Aufstieg erst möglich machten«, aber bleibt aktuell. Zumal für eine Zeit, die eine klare politische Haltung im Handeln verlangt.
Nach den erfolgreichen Inszenierungen »Die Reise nach Kallisto« und »State of the Union« inszeniert Regisseur Matthias Rippert erneut am Staatstheater Braunschweig. Die für seine Inszenierung eigens erstellte Bühnenfassung bleibt mit prägnanten, filmschnittartig collagierten Szenen dicht an der Romanvorlage.
Zur Audioeinführung von Katharina Gerschler
Zur Inszenierung »Mephisto« liegen weitere Hinweise (Content Notes) vor. Diese können bei Bedarf im Bereich Barrierefreiheit: Sensorische Reize und Content Notes abgerufen werden.
»Die Inszenierung von Matthias Rippert am Staatstheater Braunschweig zieht langsam, aber nachhaltig in den Bann. Heftiger Applaus im großen Braunschweiger Theatersaal. Ein spannendes Stück, das uns eine Menge über uns selbst zu sagen hat.«