Schimmelreiter

Schimmelreiter

Schimmelreiter

Nach der Novelle von Theodor Storm für die Bühne bearbeitet von Felicitas Brucker

Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

 

Die Regisseurin Felicitas Brucker, die gerade mit ihrer Inszenierung von »Nora« an den Münchner Kammerspielen zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, stellt die Frage, wie sich eine Katastophe aufhalten lässt.

Was fasziniert uns heute an Storms »Der Schimmelreiter«? Wenige Texte sind von der Literaturwissenschaft so intensiv betrachtet worden wie Theodor Storms Novelle von 1888. Ausanalysiert, möchte man meinen. Dennoch übt dieser recht kurze Text eine fast magische Anziehungskraft aus. Mit beeindruckender Erzählkunst spinnt Theodor Storm seine Erzählfäden. Über drei Etappen nähert er sich seiner Kerngeschichte, der Entwicklung des Deichgrafen Hauke Haien. Dessen Aufstieg ist problematisch, komplex, denn sein Deichbauprojekt schützt zwar seine Mitmenschen vor einer zerstörerischen Sturmflut, sein eigenes Leben ist jedoch nicht zu retten. Theodor Storm erzählt über einen gesellschaftlichen Außenseiter, über das Spannungsfeld von Vernunft und Aberglauben, über Natur und Fortschritt, über Schuld und Mystik – die schlanke Novelle ist an Motiven übervoll. Eine
Riesenherausforderung für das Theater.


Felicitas Brucker konzentriert sich in ihrer Fassung auf Hauke Haiens Aufstieg gegen alle Widerstände: seine Armut, die eine Karriere zunächst auszuschließen scheint, seine mathematische Begabung, die den Dorfbewohner:innen suspekt ist, sein fast fanatischer Ehrgeiz – nur die Liebe schützt ihn. Dabei spielt das Metathema des »Schimmelreiters« in der Inszenierung eine zentrale Rolle: das Verhältnis von Natur und Zivilisation angesichts der Klimakatastrophe, der wir heute gegenüberstehen. Felicitas Brucker, die für die Bühne zahlreiche Prosastoffe adaptiert und in Braunschweig zuletzt Kazuo Ishiguros »Alles, was wir geben mussten« inszeniert hat, geht in ihrer Fassung einen ungewöhnlichen Weg: Sie erzählt aus der Erinnerung an die Katastrophe heraus, um nicht den Untergang in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Frage: wann und ob wir die Katastrophe hätten verhindern
können.

Pressestimmen

»Fern von Aberglauben oder Psychologie erzählt Felicitas Brucker… mit acht allesamt überzeugenden Dar­stel­le­r*in­nen… den »Schimmelreiter« und rückt, ohne das Wort Klima auch nur einmal zu nennen, unsere Gegenwart in den Fokus. »Die Deiche müssen anders werden« so lautet Haiens intrinsischer Impuls, der hier am Ende steht – und lange nachhallt.«

»Der letzte Satz schwingt mit dem gewaltigen Gewicht der ganzen Wasserfluten, die Jahrzehnte später das Dorf verschlucken werden. Und so gelingt Felicitas Brucker ein ungewöhnlicher »Schimmelreiter«, der auch nicht vor dicken Beats und Neonröhren zurückschreckt, welche Häuserdächer säumen oder überhaupt davor, alles einfach mal komplett umzubauen.«

»Gina Henkel zeigt vor allem die Visionärin, die stets begeistert von ihren Projekten fabelnde, am Anfang noch frei wie eine Möwe kreischende Überfliegerin. Das gelingt ihr ansteckend…  Nina Wolf erfasst mit oft stillem, herbem Ton gut die auf gemeinsamer Vision beruhende Liebe Elkes. Bravourös wirft sich Robert Prinzler als Haukes großsprecherischer Gegenspieler Ole auf. Götz van Ooyen gibt den überforderten Deichgrafen mit verzagter Gemütlichkeit.«



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Termine


  Letzte Aufführung: Do 22.06.2023