
Schimmelreiter
Nach der Novelle von Theodor Storm für die Bühne bearbeitet von Felicitas Brucker
Der Aufstieg Hauke Heiens zum Deichgrafen ist keine einfache Erfolgsgeschichte. Misstrauen löst dessen Interesse an Mathematik und Naturwissenschaft aus, der Forscherdrang, die manische Suche nach der besten Deichkonstruktion. Der Deich markiert die Grenze zwischen der Gewalt des Meeres, der
Natur, dem bewirtschafteten Land des Dorfes. Tiefer, verschwurbelter Aberglaube bestimmt die Dörfler, die lieber einen lebendigen Hund begraben als der planerischen Klarheit des Deichgrafen folgen. Sei die Bedrohung durch eine Sturmflut auch noch so groß. Dieser Deichgraf ist kein einfacher Charakter.
Ein Außenseiter und ehrgeiziger Sonderling, bei dem sich das permanente Ankämpfen gegen gläserne Decken in Arroganz und Hybris gewandelt hat. Je größer die Kluft zwischen den Welten des Deichgrafen und des Dorfes, umso brüchiger droht der Deich zu werden.
Theodor Storm findet in seiner Novelle von 1888 große, fantastische Bilder für das Aufeinanderprallen von Natur und Fortschritt, für die unheimliche Macht einer Gesellschaft, die aus Angst vor Erneuerung die Naturkatastrophe geschehen lässt.