Samuel Beckett
Deutsch von Elmar Tophoven
Wladimir und Estragon, gestrandet an einer Landstraße, warten auf eine Person namens Godot. Sie überbrücken die Zeit mit clownesken Spielchen und sich wiederholenden Zankereien. Der Auftritt Pozzos mit seinem Knecht Lucky sorgt für Abwechslung: Pozzo züchtigt Lucky mit Strick und Peitsche und lässt ihn »Kunststücke « vorführen. Lucky kann auf Befehl »denken« und bringt dies in einem rasenden, unverständlichen Vortrag zum Ausdruck. Am Ende des Tages erscheint ein Junge, der berichtet, Godot sei verhindert, würde aber bestimmt am nächsten Tag erscheinen. Zu Beginn des zweiten Aktes scheint viel Zeit vergangen zu sein: Pozzo ist blind und Lucky verstummt, ein zuvor kahler Baum treibt Blätter. Wladimir und Estragon scheint dies nicht zu bekümmern, so, als wäre gerade mal ein Tag vergangen. Doch auch diesmal erscheint der Junge – und verkündet die gleiche Nachricht.
»Hätte ich gewusst, wer Godot ist, ich hätte es im Stück gesagt«, so Samuel Beckett nach der Uraufführung im Jahr 1953, die seinen Weltruhm begründete. »Warten auf Godot« bietet Raum für viele Lesarten, nicht nur die Titelfigur betreffend. Ist es absurdes Theater oder lassen sich die beiden clownesken Protagonisten auch als Gefangene in einer Transit-Situation lesen, auf der Flucht vor einem totalitären System, den Schrecken verdrängend und gleichzeitig angewiesen auf Hilfe von außen?
Der Resonanzraum ist gewaltig für ein Stück, in dem angeblich »nichts passiert «. Genau der richtige Stoff für Regisseur Matthias Rippert, der es versteht, neben präziser Textarbeit und einem genauen psychologischen Blick auf die Figuren auch eine subtile Komödiantik in Texten zu entdecken, die sich einer solchen Deutung vermeintlich entziehen.
»Warten auf Godot« wird gefördert von der Nebes-Stiftung.