Nach dem Stück von Georg Büchner
Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan
Konzept von Robert Wilson
Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens
Woyzeck ist ein Außenseiter – in einem medizinischen Experiment missbraucht, vom Vorgesetzten verhöhnt, von seiner Frau betrogen, von der Welt ausgespuckt. Immerzu, immerzu dreht sich die Spirale für ihn nach unten. Grässlich begegnen ihm seine Mitmenschen als Fratzen, der Wahnsinn zerrt an ihm – bis eine Wahnsinnstat aus ihm herausbricht. Einem sozialen Alptraum gleicht Büchners Drama, das hier kongenial erweitert wird durch die Songs von Tom Waits und Kathleen Brennan.
»Woyzeck« war ein Umsturz in der Literatur: Mit nur 23 Jahren hatte Büchner 1836/37 einem gesellschaftlichen Underdog eine Stimme gegeben und ihn zum Helden in einem der schönsten Dramen der Weltliteratur gemacht. Regie führt Ulrike Arnold, die Büchners Figuren ganz nah an uns heranrückt. Wer steht heute am Rand, welche prekären Verhältnisse produziert unsere Gesellschaft, unsere Gier nach Konsum und Überfluss? Der Typus Woyzeck ist nicht verschwunden, er findet sich unter Wanderarbeiter:innen in Fleischfabriken, bei Paketzusteller:innen oder Lieferdiensten – unter Menschen, die keine Sichtbarkeit haben.
Die Woyzeck-Band (Leitung: Clemens Rynkowski) arbeitet mit ungewöhnlichem Instrumentarium: unzählige Tasteninstrumente, Theremin, Schlagwerk und selbstgebaute Saiteninstrumente werden erweitert mit Ausrangiertem und Weggeworfenem wie alte Radfelgen, kaputte Eimern, Lampenschirme oder Glasflaschen. Aus dieser akustischen Spiegelung der hoffnungslosen Anti-Helden Büchners entwickelt sich eine überraschend poetische Klangwelt.
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde und 45 Minuten, keine Pause
»Cino Djavid spielt den Woyzeck mit verschlossenem Grimm in dem es brodelt. Dieser Woyzeck ist kein Kinski-mäßiger Theatraliker des Elends, sondern ein stiller, devot verzweifelter Untergeher. Er singt seine Lieder klar und innig, so dass sie bei ihm wirken wie eine sonst unzugängliche Ich-Ebene der Würde. Die Musiker schaffen unaufdringliche atmosphärische Soundräume. Packend… sehenswert… Kräftiger Applaus.«
Letzte Aufführung:
Di
04.04.2023