
Narben
Wiederaufnahme
Samstag, 09.10.2021 um 19:30 Uhr
Kleines Haus
Ein Stück von Katharina Kern, Jörg Wesemüller, Gregor Zöllig
in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel
Nachdem Doras Bruder per Anruf aus dem Krankenhaus gebeten wird, seine Schwester nach einer Auseinandersetzung mit deren Ehemann abzuholen, werden nicht nur die Narben auf Doras verbranntem Gesicht erkennbar. Vielmehr erzählen sie stellvertretend von den Verwundungen an Frauenkörpern, die mit der mythischen Gestalt Pandoras begannen und in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft hineinreichen. Doras Narben heilen langsam. Leise stickt und näht sie mit einer Nadel, die manchmal auch ihren Oberschenkel durchbohrt. Nach und nach bettet der Faden den Körper in eine Landschaft, in der alles eins wird, in der sich die Knoten des Fadens zu einer Geschichte verbinden. Der Kontakt zu ihrem Bruder ist derweil von Fragen, Vorwürfen und Unverständnis geprägt. Doras Bruder sucht; nach Antworten, nach Handlungsanweisungen, nach Vergangenem und Zukünftigem. Dora ist da und nicht da. Man hört Menschen reden, doch niemand versteht die Sprache des:r anderen. Die Suche nach den Narben der Kindheit, der Weiblichkeit, des Alleinseins und der Landschaft münden nicht nur in der persönlichen Geschichte dieses Geschwisterpaares, sondern auch in einer politischen Dimension unserer Zeit, in der alle Menschen heilen wollen. – Die spartenübergreifende Stückentwicklung zwischen Schauspiel und Tanztheater unter der künstlerischen Leitung von Gregor Zöllig und Jörg Wesemüller greift den Zusammenhang von Erfahrung, Erinnerung und Körper auf. Sie liest Narben als Zeichen gewonnener Schlachten und überwundener Hindernisse. Sie feiert Narben als Trophäen des Überlebens, der Entwicklung, und kämpft um die Schönheit des Beschädigten.
Für die Uraufführung »Narben« hat die junge Autorin Katharina Kern, die 2020 den Sonderpreis für Studierende des Szenischen Schreibens im Rahmen des »Frankfurter Forum Junges Theater« erhalten hat, einen Text geliefert, der nicht nur in den Körperarchiven unserer Haut fündig wird, sondern sich auch den Auswirkungen zuwendet, die die Wunden anderer auf uns haben.
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde und 15 Minuten, keine Pause
Zur Audioeinführung von Ira Goldbecher | 8 Minuten
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»Stark wird es, … wenn die Tänzerinnen und Tänzer plötzlich im Gleichtakt die Ellenbogen ausschnellen lassen, die Füße in den Boden stampfen und so Kraft und Willen zeigen, sich nicht mehr misshandeln zu lassen. Das Ensemble schafft letztlich überzeugend eine aus dem Unterbewusstsein der Verletzung aufdämmernde Stimmung zwischen Traum und Gedankenarbeit, die neue Hoffnung gebiert.«

- Inszenierung: Jörg Wesemüller, Gregor Zöllig
- Choreografie: Jörg Wesemüller, Gregor Zöllig, Ralf Jaroschinski
- Bühne und Kostüme: Hank Irwin Kittel, Julia Burkhardt
- Text: Katharina Kern
- Dramaturgie: Ira Goldbecher
- Video: Gabriele Nagel
- Vermittlung: Rike Breier, Brigitte Uray
- Dora: Larissa Semke
- Ihr Bruder damals: Roman Konieczny
- Ihr Bruder heute: Klaus Meininger
- Der Wind, der in den Kesseln weht: Levente Bálint, Bettina Bölkow, Fenia Chatzakou, Anna Degen, Brendon Feeney, Yuri Fortini, Joshua Haines, Steffi de Leeuw, Johannes Lind, María Gabriela Luque, Klaus Meininger, Mariateresa Molino, Nils Röhner, Mátyás Ruzsom, Larissa Semke, Roman Konieczny, Nao Tokuhashi, Adrian J. Wanliss