Die Walküren

Die Walküren

Die Walküren

Schauspiel von Caren Erdmuth Jeß
Uraufführung

Zur Audioeinführung von Katharina Gerschler | 8 Minuten 

 

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 50 Minuten, Pause nach dem 2. Aufzug

 

Für das Schauspiel des Staatstheaters hat Caren Erdmuth Jeß Richard Wagners »Walküre« überschrieben. Regisseurin und Musikerin Alex Holtsch inszeniert die Uraufführung im Kleinen Haus.

 

Caren Erdmuth Jeß, 2020 von der Zeitschrift »Theater heute« zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gekürt, hat für den Schauspielbeitrag zur »Ausweitung des Ringgebiets« ein neues Stück geschrieben. Mit Alexandra Holtsch wird es eine Regisseurin inszenieren, die außerdem Musikerin ist und die sich in der Auftragskomposition »Der Ring: Next Generation« für Elektronische Musik und Orchester an der Deutschen Oper Berlin bereits intensiv mit Richard Wagners Werk auseinandergesetzt hat. Jeß, die mit ihrer bildstarken Sprache immer auch rhythmisch-klanglich arbeitet, geht in »Die Walküren« von den Wagnerschen Figurenkonstellationen und Motiven aus, überhöht dabei aber dessen Stoff, treibt ihn ins Groteske und lenkt den Fokus auf die weiblichen Figuren.


Sie entwickelt ihr Stück aus der chorisch geballten Wucht, Wut und Sehnsucht der Walküren heraus: In schwindelerregenden Höhen lässt sie kraftvolle Gesänge schallen, während unten die übrigen Figuren, allesamt niederen Motiven folgend, ihren aberwitzigen Beschäftigungen nachgehen. Auswüchse einer Welt, die fern von unserer zu liegen scheint und ihr doch immer wieder befremdlich ähnelt. Wie Jeß selbst, die sich (als ihr Alter Ego »Erdmuth«) in einigen der aufregendsten Stückpassagen – zwischen Textfläche, diskursivem Autorinnenkommentar und informativ plaudernder Regieanweisung – direkt mit der Megalomanie von Wagners Weltentwurfswollen auseinandersetzt, sind die Walküren auf Konfrontationskurs mit dem »Nationaldichter«. So begegnen sie unter anderem in dessen sehr komischem Seidenhausschuh (gespielt vom Counter-Tenor Hubert Wild) ausgeklügelten Selbstmarketingstrategien und kontern als überzeitliches »Urgestein« patriarchale Ansprüche Wotans wie Wagners. »Wir halten die Runen in Glut und schlagen und biegen sie, dass ihr euer Erbe nicht wiedererkennt«, drohen sie. In Jeß’ Version des Stoffes erkennt man das »Erbe« durchaus. Aber auch, dass berechtigte Fragen daran zu stellen sind.

 


»Einführung spezial« zur Produktion »Die Walküren«

Zu ausgewählten Vorstellungsterminen der Produktion »Die Walküren« bieten Studierende des Studiengangs »Darstellendes Spiel« der HbK Braunschweig interessierten Zuschauer:innen eine besondere, spielerische Einführung an. Jeweils gut anderthalb Stunden vor den jeweiligen Vorstellungen treffen sich die Teilnehmenden auf einer Probebühne des Theaters für ein vertiefendes Eintauchen in Themen, Fragestellungen und Ästhetik von Stück und Inszenierung. Dabei sind szenische Elemente ebenso Teil der Einführungen wie kurze Reflexionsrunden, spielerische Einleitung und Audioformate, um einen Einblick in die Welt der (halb)göttlichen Wesen aus Wagners »Walküre«-Libretto zu bekommen und gleichzeitig den eigenen Blick zu schärfen auf den besonderen Fokus, den Autorin Caren Jeß in ihrer Bearbeitung auf Wagners Stoff und Figurenkonstellationen legt.

 

Eintritt: frei, Teilnahme begrenzt auf maximal 20 pro Termin

Wir bitten um Voranmeldung unter katharinagerschler@staatstheater-braunschweig.de

Treffpunkt für die Einführungstermine an der Bühnenpforte des Großen Hauses (linke Seite des Gebäudes)

 

Bisher feststehende Termine:

01.04., 28.04. & 08.06., jeweils 18:00 Uhr

14.05., 16:15 Uhr

Besetzung

Regie und Komposition: Alexandra Holtsch
Bühne und Kostüme: Sabine Mader
Musikalische Leitung Orchester: Burkhard Bauche
Musikalische Leitung Chöre: Hubert Wild
Dramaturgie: Katharina Gerschler
Sieglinde: Saskia Taeger
Siegmund: Valentin Fruntke
Hunding: Klaus Meininger
Wotan: Georg Mitterstieler
Fricka: Saskia Petzold
Brünnhilde: Lina Witte
Walküren/Erdmuth: Julius Ferdinand Brauer, Naima Laube, Ana Yoffe
Richard Wagners Seidenhausschuh: Hubert Wild
Klavier/Pauke: Burkhard Bauche, Annika Mollat
Cello: Jan Bauer, Roxana Blaga, Natalia Costiuc
Fagott: Alfred Böhm, Annette Falk
Posaune: Heinrich Auhage, Helfried Hoyer

Pressestimmen

»Dauer-Trouble im Hause Wotan: Regisseurin Alexandra Holtsch arrangiert dessen Figuren zwischen Großkitsch, Feminismus und Klimakrise neu. Clever und erstaunlich: Hier wird die Geschichte einer Zeitenwende erzählt, eines Umbruches, des Versuchs einer Art neuer Ordnung. Dazu gehört natürlich auch, den Wagner-Mythos ordentlich zu zerlegen. Und das ist oft sehr lustig… ein eigenes, kleines Stück Wahnsinn.«

»Das starke Ensemble nimmt alle Spiel-Optionen mutig an: Saskia Taeger und Valentin Fruntke als Wälsung-Geschwister, Saskia Petzold und Georg Mitterstieler als Familien-Oberhäupter Fricka und Wotan, Lina Witte als Brünnhilde, Kämpferin unter den Walküren… Der spektakuläre Sänger-Schauspieler Hubert Wild stützt die Inszenierung mit originalem Wagner-Gesang; ein feines kleines Ensemble um Burkhard Bauche, filigran arrangiert für Cello und Klavier, Fagott und Posaune, stützt musikalisch mit… Sabine Maders Szenerie sprengt fast das Kleine Haus in Braunschweig… Mit »Die Walküren« ist Caren Jeß ein starkes Stück weiter gekommen auf dem Weg zum ganz großen Wurf.«

»Man muss schlucken, dass der Ring des Nibelungen als Piercing im Nabel des Drachen Fafner steckt. Dass das Schwert Nothung ein verbogener Telegrafenmast ist. Dass Wotan mit einer Zapfpistole als Waffe rumfuchtelt – sogar mit Schlauch! Dass er grottig Blockflöte piepst. Dass seine wilde Walküren-Tochter Brünnhilde dazu willenlos ins Tanzen gerät wie eine Schlange aus dem Korb . Dass seine Gattin Fricka sich an Pilzen einen Rausch bis zum Delirium anfrisst. Dass seine andere (die inzestuöse) Tochter Sieglinde mit einem riesigen toten Hund um den Hals auf die Bühne kommt, der vorher vom Bühnenhimmel gefallen ist. Dass deren Gatte Hunding (Klaus Meininger) in schauerlich grimassierender Pantomime einen ganzen Bienenschwarm verschluckt. Dass Wagners Seidenschuh über seinen einstigen Herrn und Meister herzieht. …kurzweilig-knalliges Theatertheater.«

»Das überaus temporeich präsentierte Stück, das Wagners »Walküre« vergnüglich auf die Schippe nimmt, aber auch überdeutlich kritisiert, wie die Menschheit mit ihrer Erde umgeht, war bei seiner Uraufführung durchweg kurzweilig. So sah das auch das hellauf begeisterte Publikum, das sich bei allen Mitwirkenden, dem Regieteam und der Autorin mit starkem, lang anhaltendem Beifall bedankte.«



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Termine


  Letzte Aufführung: Mi 28.06.2023