Über das Theater

 

Abbildung: Staatstheater Braunschweig, ca. 1960
 

Über 300-jährige Tradition und gegenwärtige Programmatik: Das Staatstheater Braunschweig fühlt sich mit seinen fünf Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, JUNGES! Staatstheater und Staatsorchester sowohl dem Repertoire als auch aktuellen Auftragsarbeiten und Uraufführungen verpflichtet. Je nach Sparte liegen die historischen Wurzeln des Braunschweiger Staatstheaters in verschiedenen Vorgängereinrichtungen. Die weitreichendste Geschichte darf das Orchester für sich in Anspruch nehmen, es kann sich auf eine 27-köpfige herzogliche Hofkapelle berufen, die zum Ende des 16. Jahrhunderts nachweisbar ist.
 

Das Musiktheater, genauer die Oper, oft mit Ballett bereichert, blieb die große Kunstform im Theaterbetrieb des 17. und 18. Jahrhunderts. In Braunschweig erhielt sie 1690 ihre erste eigene Spielstätte, die Herzogliche Hofoper am Hagenmarkt. Ökonomisch gedacht, war sie aus der Zusammenlegung dreier Bestandsbauten gebildet worden, verfügte über rund 900 Plätze und eine Bühnentechnik auf der Höhe der Zeit.
 

Das Schauspiel hingegen blieb bis ins 18. Jahrhundert die Kunst wandernder Theatertruppen, die zu den Messen nach Braunschweig kamen und ihre Bühnen in Wirtshäusern aufschlugen. Das Privileg, im Opernhaus am Hagenmarkt auftreten zu dürfen, erhielt erstmals 1734 die Truppe von Caroline Neuber (1697–1760) mit literarisch anspruchsvollem, sorgfältig einstudiertem Schauspiel. Nach 1740 bekam es unter wechselnden Prinzipalen seinen festen Platz im Opernhaus. Das Worttheater und die dramatische Inszenierung wurden dann jedoch die Sparte, die Braunschweig auch überregional bekannt machte. 1772 erlebte hier die Tragödie »Emilia Galotti« von Gotthold Ephraim Lessing ihre Uraufführung: eine Kritik an aristokratischer Willkür und kraftlosem Patriarchat, dem das Recht einer jungen Frau auf ein selbstbestimmtes Ich entgegensteht. 1823 folgte mit Heinrich Heines »Almansor« die Uraufführung eines tragisch-romantischen Verwechslungsdramas aus der Zeit der Reconquista.
 

Unter der Intendanz von Ernst August Klingemann (1777–1831) konnte Braunschweig ein weiteres Mal bedeutende Theatergeschichte schreiben: 1829 kam Johann Wolfgang von Goethes »Faust I«, am Originalwerk orientiert und »unverfälscht«, erstmals auf die Bühne. Wenngleich stark gekürzt, musste sich das Braunschweiger Publikum auf einen gut fünfstündigen Theaterabend einlassen – und nahm das Stück geradezu euphorisch auf.

 

Über die folgenden Jahrhunderte hat sich das Staatstheater Braunschweig stark ausdifferenziert und nutzt für seine fünf Sparten mittlerweile eine ganze Reihe von Spielorten, um seinem kulturellen Auftrag und seinem eigenen Anspruch gerecht zu werden.