Über das Theater

Abbildung: Herzogliches Hoftheater, ca. 1910
 

Flaggschiff eines jeden Staatstheaters ist sein Großes Haus. Das Braunschweiger Theater, als städtebaulicher Solitär in die Sichtachse des Steinwegs platziert, wurde 1861 als Herzogliches Hoftheater eingeweiht und löste das alte Opernhaus ab. Es ist ein typisches Kind des 19. Jahrhunderts. Die Architekten Carl Heinrich Wilhelm Wolf von Oels und Heinrich Ahlburg arbeiteten in ihrer historistischen Formensprache mit direkten Verweisen auf die Florentiner Frührenaissance, in den Fensterelementen des Hauptbaukörpers gar als Zitate des Palazzo Rucellai, eines Entwurfs des Architekten und Theoretikers Leon Battista Alberti (1404–1472).
 

Im Gegensatz zur äußeren Erscheinung ist von den ursprünglichen Innenräumen des Hoftheaters nur wenig erhalten. Bereits 1904 erfolgte durch den Berliner Theaterbau-Architekten Heinrich Seeling (1852–1932) ein grundlegender Umbau nach brandschutztechnischen Gesichtspunkten. Er prägt bis heute die Struktur der Publikumsräume, etwa durch die zwei repräsentativen Galatreppen, die symmetrisch am Vestibül angeordnet sind.
 

Den größten Einschnitt bedeuteten jedoch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, in der Nacht zum 15. Oktober 1944 brannten Zuschauersaal und Bühnenraum vollständig aus. Aber bereits am ersten Weihnachtstag 1948 konnte das Staatstheater nach dreijähriger Bauzeit wiedereröffnet werden. Die Planungsleistungen übernahm das Staatliche Hochbauamt, mit den Entwurfsleistungen für die Publikumsräume war der Architekt und Professor für Architekturzeichnen und Raumkunst an der T.H. Braunschweig, Daniel Thulesius (1889–1967), betraut. Er verstand seine Aufgabe im Sinne einer Denkmalpflege, um die »vornehm repräsentative Haltung« des ursprünglichen Entwurfs wieder zur Geltung kommen zu lassen. Dafür wählte er moderne, geradezu asketische Mittel: Die Wände des Zuschauerraums etwa erhielten, ebenso wie die dekorlosen Brüstungen der Ränge, lediglich einen Verputz mit hellem Anstrich.
 

Kaum noch zu zählen, in ihren Gewerken und ihrem Umfang sehr spezifischen Anforderungen Genüge tragend, sind die vielen Renovierungen, Umbauten und vor allem technischen Ertüchtigungen, denen das Große Haus des Staatstheaters in den letzten Jahrzehnten unterzogen wurde. In seinem Inneren lässt sich das Große Haus mit seinen rund 900 Sitzplätzen so als eine Assemblage aus unterschiedlichen Zeitstilen und technischen Ausstattungen lesen.

 

Mehr zur Architektur des Großen Hauses wie zur Geschichte des Braunschweiger Staatstheaters bietet der Architekturführer, der unter anderem an der Kasse und im Webshop erhältlich ist.