Ein Projekt von Daniele Szeredy
Ein junger Mann allein in einem Raum. Er liest, er checkt Nachrichten, er hört Podcasts, Radio – alles, was medial eindringt in seine Isolation. Um ihn herum entsteht ein überbordendes Archiv aus menschenverachtenden Aussagen, aus Spuren einer gewaltvollen Politik, einer in den Faschismus driftenden Gesellschaft. Der junge Mann sammelt und ordnet. Tag für Tag. Ohne soziale Interaktion. Er ist nicht Hamlet.
Schritt für Schritt entsteht das Psychogramm einer Radikalisierung. Schritt für Schritt wächst der Widerstand in dem jungen Mann, die Gewaltbereitschaft. Schritt für Schritt, zwischen Wahnsinn und Melancholie, bereitet er seine Rache vor.
Er ist nicht Hamlet. Aber wie Shakespeares Hamlet in seinem berühmten Monolog quält ihn die Frage, »Obs edler im Gemüt, die Pfeil’ und Schleudern / Des wütenden Geschicks erdulden oder, / Sich waffnend gegen eine See von Plagen, / Durch Widerstand sie enden?«. Und auch wenn wir wissen, dass Hamlets Zögern zu einem tragischen Super-GAU führte – kann Gewalt jemals Gegengewalt rechtfertigen?
Daniele Szeredy entwickelt die Psychologie seines Protagonisten analog zu Shakespeares Hamlet. Er beschäftigt sich unter Verwendung von O-Tönen, Interviews und anderem mit populistischer Hetze und der Ohnmacht angesichts der Verführbarkeit Vieler. Szeredy verbindet in seinen recherchebasierten Inszenierungen aktuelle, politische Fragestellungen mit einer Lust am Spiel, an der Sinnlichkeit des Theaters, die selbst hochproblematische Themen greif- und diskutierbar macht.
Die Inszenierung ist auch zugänglich für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen.