Eine Ehe in zehn Sitzungen / Komödie von Nick Hornby
»Man braucht sich gar nicht vorzumachen, eine Beziehung hätte eine Chance, wenn schon die jeweiligen Plattensammlungen nur Dissonanz erzeugen und die persönlichen Lieblingsfilme einander selbst auf einer Party nichts zu sagen wüssten.«
Was Nick Hornby 1995 in seinem Welterfolg »High Fidelity« so amüsant wie illusionslos zu liebestechnischen Zukunftsperspektiven konstatierte, passt auch zu seinem neuesten Werk »State of the Union«: Louise und Tom, seit Jahren verheiratet, haben gemeinsame Kinder, sie ist erfolgreiche Ärztin, er schreibt (weniger erfolgreich) für Musikmagazine. Vor kurzem hat Louise Tom nun einen Seitensprung gebeichtet und der fällt aus allen Wolken, will nicht das kleinste Problem bemerkt haben, das zumindest als Erklärung für die Suche nach außerehelicher Erfüllung gelten könnte. Murrend hat er sich trotzdem bereit erklärt, eine Paartherapie zu probieren. Unversehens stehen dann grundsätzliche Fragen im Raum. Haben die beiden je zusammengepasst? Was verbindet sie noch und reicht das aus?
Nick Hornby wäre aber nicht Nick Hornby, wenn er dem Ernst dieser Liebeslage nicht jede Menge schrägen Humor abgewinnen könnte. Das beginnt mit einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Er zeigt das zu therapierende Paar nämlich mitnichten in den Sitzungen selbst, sondern in kurzen, prägnanten Szenen nur während der gemeinsamen Wartezeit. Beim vortherapeuthischen Vorglühen werden naturgemäß die wirklich wichtigen Dinge verhandelt, das Konfliktpotenzial allzu unterschiedlicher Interessen (bis zum heftigen politischen Dissens) ausgelotet. Gleichzeitig enthüllt das ungelenkte, unbeobachtete Gespräch und lustvolle Abchecken anderer Paare in gleicher Lage – heiter bis zynisch und immer very british – auch das, was in der Beziehung vielleicht doch noch funktioniert.
Aufführungsdauer: ca. 2 h 20 min, eine Pause
Zur Audioeinführung von Katharina Gerschler
»Das Publikum ward gut unterhalten, vom zänkischen Pracht-Duo Tobias Beyer / Lea Sophie Salfeld und den wunderbar wandlungsfähigen Kontrastfiguren (Lina Witte, Ivan Markovic). Dieser Abend wirkt von leichter Hand gekonnt inszeniert, nicht zu dicke, mit cooler Lakonie, aber auch Temperament (Salfeld) und poetischer Duftnote. Funktioniert. In zehnmal zehn klugen, über weite Strecken kurzweiligen Minuten. Kann ein Publikumsrenner werden.«